Erinnern an Erwin Nobst

15.11.2024

Bewohner*innen und Team der R96 gedenken der Opfer der Nazis

Ein Bewohner der R96 reinigt den Stolperstein im Gehweg.zoom

Erwin Nobst wurde 1940 im Rahmen der sogenannten Aktion T4 von den Nazis ermordet. Er lebte in der Reichenberger Straße 96, wo sich heute die R96 – betreutes Einzel- und Gemeinschaftswohnen von ZIK – befindet. 

Am 2. Juli 1907 wurde Erwin Nobst in Berlin geboren, er lebte mit seiner Mutter in der Reichenberger Straße. Da seine geschiedenen Eltern kein Geld für seine Ausbildung aufbringen konnten, verdiente er sein Geld als „Arbeitsbursche“ (ungelernter Arbeiter). Er verlor seine Arbeit auf dem Bau, da er an epileptischen Anfällen litt und damit „auffällig“ wurde. Erwin Nobst wurde Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“ und Zwangssterilisierung. Im März 1935 wurde er im Krankenhaus Neukölln zwangssterilisiert, am 23.11.1938 in die "Städtische Heil-und Pflegeanstalt Wuhlgarten" eingewiesen. Von dort wurde Erwin Nobst am 06.09.1939 in die „Heil- und Pflegeanstalt Neuruppin“ verlegt. Am 17.10.1940 wurde er von Neuruppin in die T4-Tötungsanstalt Brandenburg/Havel gebracht und dort ermordet. 

Als Tarnbezeichnung für den Mord an Tausenden von Kranken wurde die Bezeichnung „Aktion T4“ gewählt. T4 stand für Tiergartenstraße 4 in Berlin, dort wurde die massenhafte Tötung von Kindern und Erwachsenen mit Beeinträchtigungen beschlossen und organisiert. Ab Oktober 1939 fielen der Aktion T4 120.000 Menschen zum Opfer. 

Heute erinnert ein Stolperstein vor der Reichenberger Straße 96 an Erwin Nobst. Im Rahmen der Aktion „Stolperstein putzen“ organisierten Team und Klient*innen der R96 am Wochenende, an dem sich die Novemberpogrome jährten, die Reinigung des Stolpersteins für Erwin Nobst sowie das Aufstellen einer Kerze. Zudem wurden biografische Informationen zu Erwin Nobst hinterlegt, um an sein Leben und Schicksal zu erinnern. Ein schöner Gedanke wenigstens, dass die heutigen Bewohner*innen in der Reichenberger Straße 96 Wohnraum, Würde und respektvolle Unterstützung erhalten. Damit dass so bleibt, müssen wir alle wachsam bleiben. Diskriminierung und Ablehnung von Minderheiten müssen wir auch heute entschlossen bekämpfen. 

Einen Tag zuvor fand in Zusammenarbeit mit der Tiergarten 4 Association e.V. ein Vortrag statt. Referent Roberto Pantaleo, Mitarbeiter der T4 Association, der sich bereits intensiv mit der Geschichte der Wiesenstraße und der Perleberger Straße 27 beschäftigt hat, hielt einen Vortrag zum Thema „Kontrolle durch Ausgrenzung – Sozialarbeit im Nationalsozialismus“.

Quelle: Stolpersteine Berlin

Bewohner und Therapiehund Kalle wahren das Andenken an Erwin Nobst

Bewohner und der Therapiehund Kalle wahren das Andenken an Erwin Nobst

 
 

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