Im vergangenen Jahr gab es viele Ereignisse und Entwicklungen, die aufzeigen, wie bedeutsam die Arbeit von ZIK im gesellschaftspolitischen Kontext ist: der zunehmend angespannte Wohnungsmarkt in Berlin, Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine, die Notwendigkeit diskriminierungsfreier Orte, drohende Kürzungen im Gesundheits- und sozialen Bereich – all diese Herausforderungen fanden 2023 Eingang in die Arbeit von ZIK.
So haben wir das Angebot von ZIK um Housing First erweitert, um noch mehr Menschen in schwierigen Lebenssituationen einen Weg aus der Obdachlosigkeit zu ebnen und eine Basis für soziale Teilhabe, Sicherheit und Autonomie über das eigene Leben zu bieten. Im Fokus stand darüber hinaus die gezielte Integration von Geflüchteten aus der Ukraine in das Angebot von ZIK. Besonders freuen wir uns über die Verleihung des Lichtenberger Queer-Preises an einen unserer Kolleg*innen.
Weiteren Grund zur Freude und zum Feiern boten uns das 20-jährige Jubiläum des Standorts Reichenberger Str. 96 und das 10-jährige Jubiläum des Standorts Niemetzstraße. Auch das Sommerfest des noch jungen Standorts Reuterstraße war ein voller Erfolg und brachte die Gemeinschaft im Kiez zusammen.
Vieles des Erreichten wurde 2023 nur durch großzügige Förderer*innen möglich, bei denen wir uns einmal mehr aufrichtig bedanken.
Nachfolgend finden Sie Berichte über unsere Arbeit im vergangenen Jahr.
19.05.2023
Das Team der Stephanstraße wächst: Ab Juni helfen wir unterstützungsbedürftigen Obdachlosen auf dem Weg in ein eigenes Zuhause.
„Housing First“ ist ein Angebot der Wohnungslosenhilfe, welches bereits in den USA, Kanada und mehreren europäischen Ländern erfolgreich angewendet wird, um Obdachlosigkeit bei Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf zu beenden.
Seit einigen Jahren wird dieser Ansatz auch in Deutschland verfolgt. In Berlin ist er nun fester Bestandteil im „Masterplan zur Überwindung von Wohnungs- und Obdachlosigkeit bis 2030“.
Ergänzend zu zwei bereits bestehenden Angeboten hat der Berliner Senat kürzlich drei weitere Träger ausgewählt, Housing First in Berlin zu etablieren. Wir freuen uns sehr, dass ZIK einer dieser Träger sein wird. Housing First schließt damit eine wichtige Angebotslücke in der Unterstützung wohnungsloser chronisch kranker Menschen.
Bei Housing First ist Wohnen der Ausgangspunkt für soziale Teilhabe, Sicherheit und Kontrolle über das eigene Leben.
Wohnen ist dabei nicht bloß erhofftes Ziel einer langen Unterstützung, sondern vielmehr ein Menschenrecht, das auch für Obdachlose gilt und dessen Prinzip uns bereits seit der Gründung vor 30 Jahren leitet und antreibt.
Damals hatte sich in der Arbeit mit HIV-infizierten und an Aids erkrankten Menschen gezeigt, dass Hilfsangebote nicht greifen konnten, solange die Betroffenen in schlechten Wohnverhältnissen lebten, in Pensionen untergebracht oder von Obdachlosigkeit betroffen waren.
Daher haben wir von Anfang an und wo immer es möglich war Menschen bereits seit Aufnahme bei ZIK in Wohnraum vermittelt, aufgrund des angespannten Wohnungsmarkts zuletzt jedoch fast ausschließlich in Trägerwohnraum.
Housing First ist für Menschen konzipiert, die ein hohes Maß an Hilfe brauchen, um Obdachlosigkeit hinter sich zu lassen. Dazu gehören wohnungslose Menschen mit psychischen Problemen, mit Drogen- und Alkoholkonsum und mit chronischen Erkrankungen.
All das kennzeichnet die Menschen, die wir bei ZIK seit über 30 Jahren unterstützen.
Doch nicht für jede Person, die sich an uns wendet, bietet das Regelangebot aus Eingliederungshilfe und Wohnungslosenhilfe bisher die passende Unterstützung.
Mit Housing First schaffen wir nun ein neues Angebot, das auch wohnungslosen Menschen mit hohen und komplexen Unterstützungsbedarfen ermöglichen kann, stabil in einer eigenen Wohnung leben zu können.
Die Herausforderungen von Housing First sind uns bewusst: Wir müssen ausreichend angemessenen und bezahlbaren Wohnraum trotz des angespannten Wohnungsmarkts finden, auch private Vermieter*innen für Housing First gewinnen, in Konkurrenz mit anderen Wohnungssuchenden stehen und Akzeptanz in der jeweiligen Nachbarschaft herstellen.
Das Angebot Housing First kann ein wichtiger Baustein zur Beendigung von Wohnungslosigkeit werden. Wir freuen uns darauf, an unserem Standort Stephanstraße daran mitzuwirken – gemeinsam mit Politik, Senat und hoffentlich breiter Unterstützung aus der Wohnungswirtschaft.
22.05.2023
Über die Hilfen für und die Arbeit mit Menschen aus der Ukraine berichtet Isabell Herzlieb von unserer Aufnahmekoordination.
Seit Beginn von Russlands Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 kamen auch Geflüchtete zu uns, die speziell unsere Hilfe benötigten.
Sie gemäß ihren speziellen Bedürfnissen in unsere Betreuungsangebote zu integrieren und mit ihnen nach Wohnungsmöglichkeiten zu suchen, war eine Herausforderung.
Isabell Herzlieb berichtet über diese zusätzliche Aufgabe ihrer Aufnahmekoordination und stellt einige unserer ukrainischen Klient*innen vor.
Zunächst musste von politischer Seite entschieden werden, wie die Menschen aus der Ukraine einen Zugang zum sozialen Hilfesystem erhalten. Asylverfahren können bekanntlich viel Zeit in Anspruch nehmen.
Zum Glück wurde dieses Verfahren enorm beschleunigt und die Menschen hatten bald Zugang zu verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten.
In enger Zusammenarbeit mit der Berliner Aidshilfe kamen wir mit hilfesuchenden Betroffenen in Kontakt. Eine erste Person konnte schließlich im Juli in unseren neuen Standort in der Reuterstraße in Neukölln einziehen.
Die Hauptsprachen der meisten Menschen sind Ukrainisch und Russisch. Die Sprachbarriere war und ist eine weitere Hürde, die genommen werden musste.
Wir konnten Sprachkompetenzen unserer Kolleg*innen nutzen und arbeiten inzwischen auch mit neuen Hilfsmitteln zur Kontaktgestaltung. So arbeiten wir vermehrt mit dolmetschenden Menschen zusammen oder nutzen Übersetzungsprogramme mit dem Smartphone.
Seit dem ersten Einzug einer aus der Ukraine geflüchteten Person konnten weitere 18 Personen durch uns unterstützt werden. Darunter sind auch Familien mit insgesamt zwölf Schul- oder Kleinkindern.
Meist können wir neben der Betreuung auch mit Wohnraum aushelfen, was den Menschen und Familien erstmal einen Ort der Ruhe, Geborgenheit und Sicherheit bietet.
Ein großes Thema ist ihre gesundheitliche Versorgung, die in der Ukraine auch schon vor dem Krieg nicht immer ausreichend gegeben war. Themen wie HIV und Aids, Suchterkrankungen und psychische Erkrankungen sind dort noch sehr stigmatisiert und viele medizinische Hilfen müssen privat bezahlt werden.
Auch Menschen mit Krebserkrankungen wurden zumeist nicht ausreichend versorgt und kommen nun sehr krank und beeinträchtigt nach Deutschland.
Die Menschen kommen alle aus einer extremen Situation. Sie haben meist nicht nur ihr Hab und Gut zurückgelassen, sondern auch Familienmitglieder verloren und ihre Freunde verlassen. Teilweise steht jetzt schon fest, dass sie nicht in ihre gewohnte Umgebung zurückkehren können, da die Häuser zerstört wurden. Nach wie vor bedrückt sie die ständige Sorge um die Menschen in der Heimat.
28.06.2023
Der Standort war immer für Menschen da, die woanders nicht mehr unterstützt werden konnten. Ein Grund zum Feiern.
Seit 2003 ist in einer entspannten, grünen Ecke Kreuzbergs die R96 zu finden. Der ZIK-Standort wurde eröffnet, um 16 Menschen mit HIV und anderen chronischen Erkrankungen kompetente Unterstützung und Wohnraum zu bieten. Die Zahl wuchs rasch auf 46 Klient*innen an, die sich auf ein engagiertes, multiprofessionelles Team verlassen können. Das Jubiläum war ein guter Anlass, im Juni das Haus und die Arbeit in der Reichenberger Straße 96 vorzustellen – und natürlich zu feiern.
David Kiefer, Teamleiter der R96, bedankte sich bei der Begrüßung der Gäste im grünen Innenhof für die jahrelange Unterstützung der Menschen aus verschiedenen Bereichen – Kolleg*innen, Fachdienste, andere Träger, der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und das Land Berlin. Dabei unterstrich er eine große Besonderheit der R96: „Wir betreuen viele Menschen, die an anderen Orten nicht mehr unterstützt werden konnten und als ‚schwierige Fälle‘ galten. Mit viel Zeit und Geduld arbeiten wir gemeinsam an ihren Bedürfnissen und Zielen, damit sie ihr Leben individuell gestalten können. Die Klient*innen fühlen sich in den Einzelapartments mit Balkon auf unserer kleinen grünen Insel sehr wohl – und ich glaube, meine Kolleg*innen sind auch gerne hier!“
v.l.: David Kiefer, Teamleiter R96; Oliver Nöll, stellvertretender Bezirksbürgermeister und Stadtrat für Soziales in Friedrichshain-Kreuzberg; Karin Waltz, Geschäftsführerin der ZIK gGmbH; Christian Thomes, Geschäftsführer der ZIK gGmbH; Prof. Dr. Gabriele Schlimper, Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin
Auch Karin Waltz, Geschäftsführerin der ZIK gGmbH, blickte auf die Anfänge der R96 zurück: „Hubert Jenner kaufte vor zwei Jahrzehnten dieses Haus, um HIV-infizierten Menschen einen neuen Lebensraum zu geben. Mithilfe des Bezirks, des Landes, der Stiftung Deutsches Hilfswerk – und natürlich der Klient*innen selbst – wurde es ein lebenswertes Zuhause für Menschen, die besondere Unterstützung brauchen. Diese Qualität geht natürlich auch auf die tollen Kolleg*innen zurück, die die R96 immer wieder mit neuer Dynamik, Konzepten und Ideen so einzigartig machen.“
Oliver Nöll, stellvertretender Bezirksbürgermeister und Stadtrat für Soziales in Friedrichshain-Kreuzberg, gratulierte im Namen seines Bezirks und zeigte große Anerkennung: „Die R96 ist nun 20 Jahre fest im Kiez verankert und bietet nicht nur Hilfe für Menschen bei ihren gesundheitlichen Herausforderungen und der eigenständigen Gestaltung ihres Lebens. Sie leistet viel mehr: Seit ihrem Beginn baut sie in der Stadt Vorurteile ab und leistet einen wichtigen Beitrag gegen die Stigmatisierung von Menschen mit HIV und anderen Krankheiten.“
Wohnen ist ein zentrales Thema für alle Menschen in der Stadt. Umso wichtiger ist für Prof. Dr. Gabriele Schlimper die „Pionierarbeit für ganz Berlin“, die ZIK seit seiner Gründung leistet. Die Geschäftsführerin des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin sieht die Arbeit für Menschen in schwierigen Lebenslagen im gesellschaftlichen Kontext der Stadt: „Auch finanziell abgesicherte Leute finden kaum mehr Wohnungen. Für Menschen mit Infektions- oder Suchtkrankheiten wird es beinahe unmöglich. ZIK hilft und leistet dabei einen wichtigen Beitrag für die soziale Durchmischung der Stadt – ein Alleinstellungsmerkmal für eine Hauptstadt. Wir wollen keine Einteilung in Arm und Reich wie in London oder Paris. Auch Menschen in schweren Lebenslagen haben durch ZIK einen Platz zum Leben mitten in Berlin. Deshalb ist der Paritätische auch in Zukunft ein leidenschaftlicher Begleiter.“
Die Gäste des Jubiläumsfests informierten sich in einer Führung über das Haus und besuchten dabei den umgestalteten Innenbereich im Erdgeschoss, die große Terrasse und das geräumige Werkatelier mit vielen Beschäftigungsangeboten für Gruppen und Einzelpersonen.
Der wundervolle grüne Innenhof wurde von den Hauswirtschaftern mit Liebe laufend verschönert, um den Bewohner*innen mehr Möglichkeiten für Aktivität und Erholung zu bieten. Beim Grillfest konnten die Besucher*innen dort zwischen Hochbeeten und Wasserspiel spazieren, während sie den Swing-Klängen der Band Boxi Barré lauschten. Ein schöner Einstand für die nächsten 20 Jahre und mehr.
31.07.2023
Im vergangenen Jahr eröffnete ZIK das Betreute Wohnen Reuterstraße in Neukölln. Das Fest zum ersten Geburtstag unterstrich die Bedeutung solcher Orte für Berlin.
Schon letzten Sommer startete ein multiprofessionelles Team von ZIK damit, die frisch sanierte Reuterstraße 68 zu einem Lebensraum für psychisch oder suchtkranke Menschen mit HIV oder anderen chronischen Erkrankungen zu verwandeln. Individuell angepasste Hilfsangebote ermöglichen den Menschen dort ein selbstbestimmtes Leben und Teilhabe im Sozialraum – mitten im Kiez ums Eck von der belebten Sonnenallee.
Teamleiterin Nele Gerber begann im Juli 2022 mit anfangs nur zwei und dann immer mehr Kolleg*innen die Gestaltung der Büros, des offenen Bereiches und des Gartens sowie der Aufnahme der ersten Klient*innen. Nun ist das Team des neuen Standorts auf zwölf Köpfe angewachsen und legt großen Wert auf Sozialraumorientierung. Darum setzt es neben einer eigenen Kreativgruppe verstärkt darauf, den Menschen hier auch Angebote außerhalb des Hauses nahezubringen. Der Reuterkiez mit seinen vielen soziale Initiativen ist dafür ein idealer Standort.
Nele Gerber freut sich, dass das Haus in der Reuterstraße so gut angenommen wird: „Wir haben gemeinsam einen tollen Ort mitten in der Stadt, mitten in der eigenen Lebenswelt der Klient*innen geschaffen. Das gibt ihnen die Möglichkeit, im gewohnten Sozialraum wieder aufzublühen.“ Und auch das ZIK-Team blüht hier auf: „Viele meiner Kolleg*innen waren neu in der Eingliederungshilfe. Sie haben in einem Jahr so viel gelernt und geschafft, ich bin wirklich stolz auf alle.“
v.l.: Christian Thomes, Geschäftsführer ZIK gGmbH und ZeitRaum gGmbH; Bezirksstadtrat Jochen Biedermann; Kerstin Höppner, Leitung ZeitRaum-Zentrum Neukölln; Nele Gerber, ZIK-Teamleitung Reuterstraße
Zum Sommerfest in der Reuterstraße kam auch Bezirksstadtrat Jochen Biedermann, der das Projekt schon zuvor begleitet hatte: „Jeder kennt das allgemeine Wohnraumproblem in der Stadt. Auch die Reuterstraße 68 hat den Bezirk jahrelang beschäftigt. Es ist ein toller Erfolg, dass wir das Haus nach so langem Leerstand nun durch die Zusammenarbeit mit ZIK für einen gemeinnützigen Zweck gewinnen konnten. Dafür danke ich allen Beteiligten: ZIK, ZeitRaum, der Hausverwaltung und den Eigentümern. Ich bin überzeugt, dass sich die Menschen in diesem städtischen Ruhepol in guten Händen fühlen.“
Die Reuterstraße ist auch deshalb ein besonderer Standort, weil nicht nur ZIK hier Wurzeln schlägt: ZeitRaum, gemeinsam mit ZIK in einem Unternehmensverbund, unterstützt Menschen mit psychischer Erkrankung. Um den Betroffenen ein Leben im eigenen Zuhause zu ermöglichen, bietet der Träger auch ambulant betreutes Wohnen. Das Haus in der Reuterstraße ist dafür perfekt, denn der ZeitRaum-Standort Neukölln befindet sich quasi ums Eck. Dessen Leiterin Kerstin Höppner freut sich über diese Chance: „Es ist ein großes Glück, dass wir hier seit einem Jahr zehn Trägerwohnungen nutzen können. Unser Büro und unsere Gruppenräumlichkeiten sind in der Karl-Marx-Straße. Wir können nun ganz nah weiteren Menschen, die wir ambulant unterstützen, Wohnraum bieten.“
Aber nicht nur Menschen mit Betreuungsbedarf haben hier ein Zuhause gefunden. Vielfalt und Teilhabe sind für den gesamten Unternehmensverbund seit jeher Mission. In der Reuterstraße wohnen etwa auch Studierende der Sozialen Arbeit und aus der Ukraine geflüchtete Menschen. Diese Durchmischung schafft ein solidarisches Miteinander in einer bunten Stadt, von dem alle profitieren.
Christian Thomes, Geschäftsführer von ZIK und ZeitRaum, freute sich über die Verwirklichung des neuen Standorts und bedankte sich beim Eröffnungsfest für die engagierte Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, besonders dem Bezirk. Auch die Mitarbeiter*innen verdienen spezielle Anerkennung: „Der Standort Reuterstraße wurde von seinem Team hier in einem unglaublichen Tempo ins Leben gerufen. Und dass hier mehrere Träger unseres Unternehmensverbundes zusammenarbeiten, macht mich besonders froh. Die Reuterstraße ist ein wahrer Glücksfall.“
Thomes wies auch darauf hin, dass solche Wohn- und Unterstützungsformen in Berlin künftig noch mehr Aufmerksamkeit brauchen: „Eine Unterkunft zu finden darf aber kein Glücksfall sein, es muss eine Selbstverständlichkeit werden. Das erfordert eine Wohnungspolitik für jene Menschen, die nicht die finanziellen Mittel haben, um Einfluss auszuüben – und echte Partizipation und Mitsprache der Betroffenen. Das können wir in Berlin schaffen. Wo ein politischer Wille ist, ist auch ein Weg.“
Fotos: © ZIK / Matthias Steinbach
10.10.2023
Der Senat hat ab 2024 Kürzungen von wichtigen Gesundheitsprojekten angekündigt.
Zahlreiche Organisationen und Verbände trafen sich am 9. Oktober vor dem Berliner Abgeordnetenhaus, um gegen die Kürzung wichtiger Projekte zu protestieren. Auch ZIK setzte ein Zeichen: Neben vielen anderen Unterstützungsangeboten ist auch die Migrant*innenberatung von den Sparmaßnahmen bedroht. Die Angebote der Projekte, die jetzt gekürzt werden sollen, unterstützen Menschen, die in Not oder erkrankt sind und dringend Hilfe brauchen. Sie sorgen beispielsweise dafür, dass Frauen, die ungewollt schwanger werden, schnell und umfassend beraten werden, Jugendliche zu Verhütung und Sexualität informiert werden, Menschen mit einer Infektion getestet und behandelt werden, drogenabhängige Menschen eine Substitutionsbehandlung erhalten, Menschen, die an chronischen Krankheiten leiden, psychisch und sozial stabil bleiben.
Darunter sind auch Projekte, die einen gesetzlichen Auftrag erfüllen, wie die Beratungsstellen auf Grundlage des Schwangerschaftskonfliktgesetzes. Wer hier spart, spart bei den Ärmsten der Gesellschaft und gefährdet den gesellschaftlichen und solidarischen Zusammenhalt. Diese Hilfen können an keiner anderen Stelle kompensiert werden. ZIK und viele andere protestieren gegen die Kürzung u.a. von:
Anlässlich der Verhandlungen zum Haushaltsentwurf 2024/25 haben die Freien Wohlfahrtsverbände vor Kurzem eine gemeinsame Kampagne gestartet: „Wichtiger als Du denkst… Die Freien Träger stützen das soziale Berlin“.
11.10.2023
Das Geheimnis für zehn Jahre erfolgreiche Arbeit
Zum zweiten Mal in diesem Jahr gab es für ZIK in Neukölln Anlass zum Feiern. Nach einem Tag der offenen Tür in der Reuterstraße lud dieses Mal das Betreute Wohnen der Niemetzstraße zum Jubiläum. Gemeinsam mit Weggefährt*innen, ehemaligen und aktuellen Mitarbeitenden und Klient*innen, Nachbar*innen und Kooperationspartner*innen blickte die Niemetzstraße 10 Ende September auf 10 Jahre gelungene Arbeit zurück. Das Geheimnis dieses Erfolgs verriet Teamleiterin Isa Meusel in ihrer Rede. „Es braucht fünf Zutaten für gute Sozialarbeit: ein engagiertes Team, tolle Klient*innen, einen gut strukturierten und professionellen Träger, zugewandte Kooperationspartner*innen und richtig gute ‚Hardware‘ – ein Haus.“ Das Haus in der Niemetzstraße verdankt ZIK einmal mehr der Westfalia Immobilienverwaltung GmbH, die dieses Haus 2013 der ZIK zur Verfügung gestellt hat.
Mit 41 Wohnplätzen im Vorder- Hinterhaus und Seitenflügel ist die Niemetzstraße ein großer Standort. 133 Menschen haben seit 2013 hier ein Zuhause auf Zeit gefunden. Isa Meusel kennt sie alle. „Zwei Bewohner*innen der ersten Stunde leben immer noch im Haus. Einige ehemalige Klient*innen sind in eine eigene Wohnung gezogen und leben dort selbständig und ohne Unterstützung. Andere sind in das Betreute Einzelwohnen gegangen. Aber leider gab es auch Menschen, denen wir nicht helfen konnten oder die nach langer Krankheit verstorben sind.“
Roland lebt seit sieben Jahren in der Niemetzstraße. Er nahm die Feier zum Anlass, auf seine persönliche Geschichte zurückzublicken und den Kolleg*innen der Niemetzstraße zu danken. „Als ich hier einzog, hatte ich nichts. Von meiner Betreuerin bekam ich damals einen kleinen Gummibaum geschenkt. Den habe ich immer noch, und er ist inzwischen riesengroß“. Für Roland symbolisiert der Gummibaum seine eigene Entwicklung in der Niemetzstraße, denn auch er konnte im Laufe der Betreuung wachsen und sich stabilisieren.“
Heike Laas, fachliche Leitung von ZIK, würdigte das große Engagement der Kolleg*innen. „Das Haus war eine leere Tafel, die von den Mitarbeitenden und Bewohner*innen der Niemetzstraße mit viel Leben gefüllt wurde. Die Teamleitung und Kolleg*innen treten für ihr Haus wirklich ein.“ Das wird auch in Zukunft so sein, sind sich alle Beteiligten einig. Wir freuen uns also auf die nächsten 10 Jahre Niemetzstraße.
20.11.2023
Wichtige Auszeichnung für ZIK-Mitarbeiter Burghart Tuchel
v.l.n.r.: Stadträtin Camilla Schuler, Bezirksbürgermeister Martin Schaefer, Burghart Tuchel und die stellvertretende BVV-Vorsteherin Kerstin Zimmer. Credit: Bezirksamt Lichtenberg
Am 11. Oktober 2023 nahm Burghart Tuchel vom ZIK-Team der Wartenberger Straße eine besondere Auszeichnung entgegen: den 2. Lichtenberger Queer-Preis. Dieser wird jährlich an eine in Lichtenberg engagierte Person, ein Unternehmen oder eine Organisation vergeben, die sich in besonderer Weise für die queere Community einsetzt – für Vielfalt, Respekt und Toleranz gegenüber Lesben, Schwulen, Bi-, trans-* und intergeschlechtlichen Menschen sowie anderen queeren Gruppen (LSBTIQ*).
Erfreulicherweise gibt es seit ein paar Jahren immer mehr Veranstaltungen für queere Menschen im Bezirk. Und die Zahl steigender Gewalttaten gegen die LSBTIQ*-Gemeinschaft zeigt: Solche Veranstaltungen und das Schaffen von Orten für queeren Austausch werden in Zukunft eine noch wichtigere Aufgabe sein. Umso schöner, dass hier Menschen, Unternehmen und Organisationen aktiv sind oder werden.
Eine Expert*innenjury wählte aus einer Liste mit Nominierungen, wer den Queer-Preis empfangen soll. Burghart Tuchel war von seiner Kollegin Carolin Lässig vorgeschlagen worden. Sie durfte deshalb bei der Preisverleihung auch eine Laudatio halten: „Ich arbeite am ZIK-Standort in der Wartenberger Straße in Hohenschönhausen – einem Ort, an dem queere Menschen Respekt, Achtung und Wertschätzung erfahren. Viele, die von ZIK betreut werden, gehören der Community an. Und dass ZIK sich so bemüht, für sie und andere ein diskriminierungsfreier Raum zu sein, liegt an den Menschen, die dort arbeiten. Besonders an Menschen wie Burghart.“
Carolin Lässig hatte ihren Kollegen für sein langjähriges, leidenschaftliches Engagement für queere Menschen nominiert – und weil sie jederzeit mit Fragen zu ihm kommen kann: „Burghart ist seit 2014 in Berlin für die queere Community aktiv. Er ist Trainer für ‚Social Justice und Radical Diversity‘ und bietet für alle ZIK-Kolleg*innen Trainings zum Thema queere antirassistische Arbeit an. Außerdem ist er Mitinitiator der AG Diversity von ZIK, die sich unter anderem mit strukturellen Diskriminierungsvorfällen beschäftigt. In Lichtenberg hat er zudem schon mehrere Menschen auf ihrem Weg der Geschlechtsangleichung begleitet und unterstützt.“
Auch der Lichtenberger Bezirksbürgermeister Martin Schaefer nahm an der Preisverleihung teil und gratulierte: „Ich freue mich über die Entscheidung der Jury und gratuliere Burghart Tuchel herzlich zum Queer-Preis. Sein Einsatz zeigt uns, wie wichtig das Engagement für eine vielfältige Gesellschaft auch in der Arbeitswelt ist. Burghart Tuchel ist für die Kolleginnen und Kollegen in seinem Unternehmen ein Vorbild und ebnet den Weg dazu, dass sie sich gegenseitig respektieren, achten und wertschätzen.“
Im Rahmen des Festaktes im Kulturhaus Karlshorst wurden noch weitere Menschen geehrt, die die queere Community in Lichtenberg in den letzten Jahren maßgeblich unterstützt haben. Die Kolleg*innen von ZIK gratulieren Burghart und allen anderen, die sich so leidenschaftlich für queeres Leben in Berlin einsetzen, und damit für „Braver Spaces“.
24.11.2023
Tausende demonstrierten für ausreichende Finanzierung und gegen Ungleichbehandlung.
Die freien Träger Berlins sind nicht einfach Einsparpotenzial. Rund 4.000 Menschen – Mitarbeitende, Betroffene und Klient*innen – trafen sich anlässlich der Berliner Haushaltsverhandlungen 2024/2025 am 8. November vor dem Roten Rathaus, um klare Botschaften zu senden: Gegen die Ungleichbehandlung freier Träger. Für gleiche Bezahlung von Mitarbeitenden freier Träger und staatlicher Einrichtungen. Für eine auskömmliche und langfristige Finanzierung. Für ein starkes soziales Berlin.
Zur Demo hatten der Paritätische Berlin, AWO, Diakonie und Caritas aufgerufen. Kolleg*innen aus den Trägern des Unternehmensverbundes, etwa ADV, FELIX und wir waren dabei, um gemeinsam mit den vielen anderen Protestierenden zu zeigen, was sie für die Menschen in der Stadt leisten – von Suchthilfe bis Krankenhaus, von Pflege bis Jugendhilfeeinrichtung, von Beratungsstelle bis Werkstatt für Menschen mit psychischer Erkrankung. Die Demo machte deutlich, dass sich Ungleichbehandlung von freien und staatlichen Trägern sowie faktische Kürzungen durch unzureichende Finanzierung von Sach- und Personalkosten auf alle sozialen Arbeitsbereiche auswirken. In der letzten Konsequenz führt das dazu, dass soziale Leistungen eingeschränkt werden müssen. Das darf in Berlin nicht passieren.
Nach dem Auftakt am Roten Rathaus zogen die tausenden Demonstrierenden zum Abgeordnetenhaus und brachten auch dort ihre Forderungen lautstark und unüberhörbar vor. Am Ende trafen sie auf dem Platz der Republik vor dem Reichstagsgebäude ein, um mit vielen weiteren Tausend ein Zeichen für ein starkes soziales Netz auch in ganz Deutschland zu setzen – und schalteten gleichzeitig ein „Lichtermeer“ aus Handykameras aus: „Die Letzte macht das Licht aus.“
Abschließend möchten wir uns von Herzen bei allen bedanken, die unsere Arbeit auch im letzten Jahr so weitreichend finanziell unterstützt haben.
2023 hat vor allem die Stiftung Leben mit HIV und Aids (LHA) uns bei unterschiedlichen investiven Maßnahmen unterstützt. Neue Standorte oder innovative Wohnkonzepte standen dabei im Fokus der Förderung. Am Wohnstandort Spießweg in Reinickendorf mussten noch einige kleinere bauliche Ergänzungen vorgenommen werden. Seit 2020 leben hier 17 ehemals Wohnungslose in einem schönen Neubau der Gewobag, der langfristig an die ZIK vermietet ist.
In Schöneberg ist ZIK Teil der Wohnungsbaugenossenschaft UCB Blaue Insel eG. In dem 2024 fertiggestellten Neubau werden sieben Leistungsberechtigte der ZIK soziale Teilhabe erstmals im Rahmen einer Genossenschaft erleben. Hier unterstützte die LHA mit finanziellen Mitteln für Fußböden und Küchen.
Wir bedanken uns außerdem herzlich bei dem Paritätischen Wohlfahrtsverband, Landesverband Berlin e.V. für die Bereitstellung von Mitteln der Deutschen Klassenlotterie für das neue Generalmieter-Modellprojekt in der Gotenburger Straße. Dort hat die degewo gemeinsam mit der L.I.S.T. Stadtentwicklungsgesellschaft und dem Trägerkonsortium KIEZquartier GmbH ein zukunftsweisendes Modell des sozialen Wohnens entwickelt. Das Modellprojekt erfährt breite Unterstützung in der sozial- und wohnungsbaupolitischen Landschaft Berlins.
Mit den Mitteln des Paritätischen konnten die 17 Apartments der ZIK mit Küchen ausgestattet werden.
Seit 2023 ergänzt „Housing First“ unser Leistungsangebot. In einem Interessenbekundungsverfahren der Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales wurden berlinweit Träger gesucht, die das modellhafte Konzept „Housing First“ in Berlin umsetzen können. Die ZIK gGmbH wurde ausgewählt und unterstützt am Standort Stephanstraße nun wohnungslose Menschen auf dem Weg in die eigene Wohnung. Der Sammelfonds der Berliner Justiz für Geldauflagen hat uns beim Aufbau des Angebots mit 10.000 Euro unterstützt.
2023 fand letztmalig unsere Informationsreihe „Wissen ist Chance“ statt. Wir bedanken uns bei ViiV Healthcare GmbH und MSD SHARP & DOHME GMBH für die jahrelange Unterstützung dieses Formats.
Verschiedene Expert*innen gaben für „Wissen ist Chance“ Einblick in diese Themen:
Herzlichen Dank!
Einblicke in die Ereignisse des Jahres 2022
Einblicke in die Ereignisse des Jahres 2021
Einblicke in die Ereignisse des Jahres 2020
ZIK ist auch in 2019 weiter gewachsen – unsere Einblicke in die Ereignisse des Jahres 2019
ZIK ist auch in 2018 weiter gewachsen – unsere Einblicke in die Ereignisse des Jahres 2018
ZIK ist auch in 2017 weiter gewachsen und freute sich über das Jubiläum der Stiftung „Leben mit HIV und Aids“ und deren nachhaltige Unterstützung .
ZIK ist auch in 2016 weiter gewachsen: mehr Aufgaben, mehr Menschen und zwei neue Standorte, die ihre Aufbauphase erfolgreich bewältigt haben.
ZIK ist 2015 weiter gewachsen: mehr Aufgaben, mehr Menschen, mehr Standorte, eine neue Leitung – und eine große Baustelle.