Im vergangenen Jahr haben viele Entwicklungen unsere Arbeit geprägt, darunter der angespannte Wohnungsmarkt und die Diskussion um Sozialkürzungen. All das spiegelt sich in den Projekten und Veranstaltungen wieder, an denen ZIK 2024 beteiligt war.
Ein Meilenstein war die Eröffnung des „Miteinanderhauses“ in der Gotenburger Straße: ein zukunftsweisendes Modell für leistbaren Wohnraum und soziale Nutzung unter einem Dach. ZIK machte sich aber auch bei anderen Gelegenheiten in der Stadt sichtbar, etwa beim Lauf und Markt für seelische Gesundheit oder beim Lesbisch-Schwulen Stadtfest.
Der Dokumentarfilm „Hausnummer Null“ machte sichtbar, wie kontinuierliche Begleitung Obdachlosigkeit und Sucht bekämpft – auch an unserem Standort Pankstraße. Dieser feierte 2024 außerdem sein 30-jähriges Bestehen. Kaum ein Standort steht so sehr für das Wesen von ZIK. Der Drogen akzeptierende Ansatz in der Arbeit mit Suchterkrankten, der hier praktiziert wird, war damals revolutionär.
Im Bereich HIV-Prävention und -Versorgung brachte der Fast-Track Cities Summit Impulse für die Versorgung vulnerabler Gruppen. 2024 konnte für noch bessere Vernetzung eine Koordinierungsstelle des FTCN Berlin eingerichtet werden – angegliedert an ZIK.
Ein großer Schritt war 2024 auch die Entscheidung, ZIK mit ADV gGmbH, ZeitRaum und GamBe zu vereinen und so im neuen Jahr LA VIDA zu erschaffen. Der Zusammenschluss zu einem neuen Träger ist ein wichtiger Meilenstein, der uns ermöglicht, auch in Zukunft den Menschen in Berlin langfristige Unterstützung zu bieten. Mit LA VIDA verschwindet ZIK mit seiner lange Geschichte und Expertise nicht. LA VIDA schreibt diese Geschichte fort.
Nachfolgend finden Sie Berichte über unsere Arbeit im Jahr 2024.
17.06.2024
Im Juni öffnete ein Haus als Zukunftsmodell für leistbare Wohnräume und soziale Nutzung.
Karin Waltz (Geschäftsführerin ZIK und ADV gGmbH) begrüßt die Gäste im Namen der sozialen Träger, die nun das Miteinander-Haus bezogen haben. Foto: © Per Jensen
Vor genau 10 Jahren erhielt ein ungenutztes Grundstück in der Gotenburger Straße im Wedding einen neuen, wichtigen Zweck. Verschiedene soziale Organisationen suchten schon damals dringend Wohnraum für ihre Klient*innen, und so entstand die Idee für das Miteinander-Haus Gotenburger. Am 7. Juni wurde sie Realität – und mit einer großen Eröffnung gefeiert.
Das kommunale Wohnungsbauunternehmen degewo errichtete in der Gotenburgerstraße 4 / Prinzenallee 62 auf 1.550 m 2 Grundstücksfläche einen tollen Neubau mit Gemeinschaftsflächen und 58 Wohneinheiten, darunter auch WGs und Cluster-Wohnungen. Das Miteinander-Haus vermietet die degewo langfristig an KIEZquartier. Die gemeinnützige gGmbH fungiert als Generalmieter für alle nutzenden Organisationen, die nun hier mit ihren Klient*innen zuhause sind.
Wohnraum, Bildung, Betreuung
Das Haus bietet insgesamt 104 Plätze für betreute Wohnformen: für junge Mütter und Väter, für Menschen mit Suchterkrankung, mit seelischer Erkrankung oder mit geistiger Behinderung. Eine neue Kita bietet 63 Plätze, und das Berufsbildungsprojekt MOVE wendet sich an schuldistanzierte Jugendliche.
Die Betreiber der unterschiedlichen Angebote sind Berliner Starthilfe e. V., casablanca gGmbH, Lebenswelten e. V., PROWO Berlin gGmbH und Zukunftsbau GmbH. Auch zwei Träger des Verbunds Lebensfarben sind beteiligt: ZIK gGmbH bietet in der Gotenburger Straße 17 Klient*innen Wohnraum und individuelle Leistungen zur sozialen Teilhabe. Die ADV gGmbH kann dort nun Menschen mit einer Substanzgebrauchsstörung in 11 Appartements soziale Teilhabe im gewohnten Umfeld bieten. Das Projekt richtet sich an Personen mit höherem Unterstützungsbedarf und jene, die mehr Kontakt und Anbindung brauchen.
„Sprungbrett zum selbstbestimmten Leben“
Das Miteinander-Haus Gotenburger wurde am 7. Juni 2024 feierlich eröffnet. Nach Grußworten von Bezirksstadtrat Ephraim Gothe, Bezirksstadtrat Christoph Keller, Rainer Uhlig (degewo), Daniela Radlbeck (Parität) und Anderen teilte Karin Waltz, Geschäftsführerin von ADV gGmbH und ZIK, die Zukunftswünsche der Träger mit dem Publikum: „Dieses tolle, moderne Gebäude soll mehr als ein schönes Dach über dem Kopf sein. Es soll Sicherheit und Möglichkeiten für Gemeinschaft schaffen. Wir wünschen uns, dass die Menschen hier – Mitarbeitende wie Bewohner*innen – das Haus zu einem Sprungbrett machen: zu einem selbstbestimmten Leben und zur langfristigen Teilhabe am Alltag und Leben im Kiez.“
Wohnraum ist wahrscheinlich die größte, zentrale Herausforderung für Berlin. Besonders für benachteiligte Menschen ist es oft kaum unmöglich, Wohnraum zu finden, zu bekommen und zu bezahlen. Das Miteinander-Haus Gotenburger ist hier ein großartiges Beispiel, wie es gehen kann. Deshalb: „Wir brauchen mehr Chancen wie das Projekt Gotenburger. Wir wünschen uns mehr Mut und Entschlossenheit von allen Seiten, neue Wohnprojekte zu starten. Wir wünschen uns innovative, kreative Konzepte. Wir wünschen uns, dass das Miteinander-Haus nur eines von vielen neuen Projekten ist. Als Träger arbeiten wir mit vollem Einsatz mit, damit diese Wünsche wahr werden“, so Karin Waltz.
Fotos © Per Jensen
03.07.2024
Bewegung tut der Seele gut. In Kreuzberg kämpft sie auch gegen das Stigma psychischer Erkrankung.
Einige Kolleg*innen betreuten nicht nur den FELIX/ZIK-Stand, sondern nahmen selbst am Lauf teil.
Am 7. Juni fand schon zum neunten Mal der Lauf und der Markt für seelische Gesundheit vor dem Vivantes Klinikum am Urban in Berlin-Kreuzberg statt. Der Lauf ist ein Projekt zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen. Er sendet eine klare Botschaft für eine offenere Gesellschaft und ist dabei auch ein „Selbsthilfe-Tool“, denn: Bewegung tut der Seele gut.
Auf dem Markt für seelische Gesundheit konnten Betroffene, Angehörige und Fachkräfte an über 50 Ständen Beratung und Information über umfangreiche Unterstützungsmöglichkeiten bei psychischen Krisen und Erkrankungen einholen und mit vertretenen Akteur*innen ins Gespräch kommen. Als Gastgeber fungierte das Vivantes Klinikum am Urban, die Aktion selbst fand unter der Leitung von bipolaris e.V. statt.
ZIK und FELIX Pflegeteam betreuten dieses Jahr wieder gemeinsam einen Stand, der auf reges Interesse stieß. Einige sportliche Kolleg*innen von FELIX nahmen bei strahlendem Sonnenschein auch selbst am Lauf teil.
Zur Website LAUF & MARKT für seelische Gesundheit
08.08.2024
Die LGBTIQ*-Community feiert. ZIK und FELIX feiern mit.
Stadtfest und Sommer: gute Zeit bei ZIK und FELIX
Zum 30. Mal ging diesen Sommer Europas größtes Lesbisch-Schwules Stadtfest über die Bühne. Mehr als 350.000 Besucher*innen feierten im Berliner Nollendorfkiez (auch bekannt als Regenbogenkiez) das Leben und die Vielfalt queerer Menschen.
Das Stadtfest ist ein wichtiges Zeichen der Sichtbarkeit, das nicht an Relevanz einbüßt. FELIX Pflegeteam und ZIK waren dieses Jahr endlich wieder vertreten, denn sie gehören mit ihrer Geschichte und vielen ihrer Mitarbeitenden, Klient*innen und Patient*innen natürlich dazu.
Glitzer, Glücksrad und Gespräche
Bei bestem Sommerwetter begrüßten die Kolleg*innen von FELIX und ZIK am 20. und 21. Juli interessierte Festbesucher*innen. Diese wurden angelockt von Glitzergirlanden, Seifenblasen, Ventilator, Ayurveda-Massagen gegen Spende und leckeren Keksen aus der Orangerie. Das Glücksrad mit bunten Gewinnen, unter anderem handgemachten Produkten aus der Tagesstätte Lützowtopia, wurde solange gedreht, bis wirklich alle Preise eingeheimst waren.
Bei bester Unterhaltung ergaben sich zahlreiche Gespräche zwischen Mitarbeitenden und Besucher*innen – über die vielfältige Arbeit der beiden Träger, aber auch über FELIX und ZIK als mögliche Arbeitgeber. Das gut gelaunte, entspannte Team ließ viele Gäste überlegen, ob bei unseren Trägern nicht interessante Arbeit wartet…
Ein großes Dankeschön an die Organisator*innen und alle Kolleg*innen, die dabei waren. Die einhellige Meinung: nächstes Jahr müssen ZIK und FELIX wieder dabei sein. Zum Lesbisch-Schwulen Stadtfest gehören wir einfach dazu!
16.09.2024
Vortrag über die bemerkenswerte Vergangenheit der Geschäftsstelle des Unternehmensverbundes
Forscher Roberto Pantaleo und Christian Thomes, Geschäftsführer des Verbunds Lebensfarben, beleuchteten die Geschichte der Perleberger Straße
Schon letztes Jahr hielt Roberto Pantaleo, Forscher und Bibliothekar der Tiergarten 4 Association, einen spannenden Vortrag über die Geschichte des Gebäudes in der Weddinger Wiesenstaße 16, in dem mehrere Träger des Verbunds Lebensfarben aktiv sind. In diesem Jahr befasste er sich intensiv mit der Zentrale des Untenehmensverbundes in der Perleberge Straße 27 in Moabit. Das Ergebnis präsentierte er interessierten Kolleg*innen und externen Gästen, unterlegt mit ausführlichem historischen Bild- und Archivmaterial.
Die Geschichte der Perleberger Straße 27 beginnt mit der Besitzerfamilie Jacobus in ihrer Heimatgemeinde Zempelburg in Westpreußen, dem heutigen Sepólno Krajenskie in Polen. Louis Jacobus und seine Frau Rosalie zogen um 1874 nach der Heirat nach Berlin. Dort gründeten sie die Blusen- und Kostümfirma Jacobus & Hirsch. Das Haus in der Perleberger Straße wurde schon 1884 bis 1889 erbaut, hatte aber wechselnde Eigentümer, bis die Familie Jacobus 1896 das Haus kaufte. 1920 wurde das Gebäude an die Möbelfabrikanten Gebrüder Homann verkauft und ab 1936 werden die Ortsgruppe Stephan der NSDAP, die Deutsche Arbeitsfront (DAF) und die katholische Heiliggeistgemeinde Mieter.
Zempelburg/Sepólno Krajenskie in Polen
Christian Thomes, Geschäftsführer des Verbunds Lebensfarben, konnte die weitere Geschichte des Hauses mit seinem Wissen ergänzen: 1937 übernahm die Moabiter Genossenschaftsbank die Perleberger Straße 27, bevor die Familie Bergner es kaufte und ebenfalls mir Möbeln handelte. Ein Spross der Familie, Heinz Bergner, verbrachte im Haus mit seinem Partner Hans Stoermer sein Leben – bis er an den Folgen von Aids verstarb. Sein hinterbliebener Lebensgefährte engagierte sich weiter für Solidarität mit von HIV betroffenen Menschen und unterstützte ZIK.
Und so wurde die Perleberger Straße 27, in der Ausgrenzung und Faschismus, aber auch schwule Liebe und Unterstützung beheimatet waren, 1998 das Zuhause der Geschäftsstelle der ZIK gGmbH und der anderen Träger des Verbunds Lebensfarben – und damit wieder ein Ort der Solidarität und Humanität.
09.10.2024
Der Standort Pankstraße steht wie kein anderes Haus für das Wesen von ZIK.
Kaum ein Ort verkörpert ZIK – zuhause im Kiez so sehr wie die Pankstraße. Im September feierten Team und Bewohner*innen ein herausragendes Jubiläum von 30 Jahren.
Der Standort Pankstraße ist fast so alt wie die Geschichte von ZIK selbst, die schon 1989 begann. ZIK musste als noch junger Träger für die dringend notwendige Wohnungsvermittlung an HIV-Betroffene und Aids-Kranke um Unterstützung bei der Berliner Senatsverwaltung kämpfen. Eine große Hilfe war der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin, der bereits im ZIK-Gründungsjahr das Wohnhaus Pankstraße für ZIK erwarb. Das Gebäude musste in den Folgejahren für die Nutzung zunächst umfangreich modernisiert werden.
1994 wurde das neue Wohnprojekt schließlich eröffnet. 16 wohnungslose Menschen mit HIV und Aids konnten aufgenommen werden. Viele innovative Standards wurden entwickelt, das Haus wurde zu einer Keimzelle für das heutige ZIK-Betreuungskonzept: Zunächst müssen die Grundbedürfnisse der Klient*innen abgesichert werden, danach werden die jeweiligen psychosozialen und gesundheitlichen Probleme gemeinsam angegangen. Ein Zugang, der in vielerlei Hinsicht das aktuell forcierte Konzept Housing First vorwegnahm.
Zum 30er-Fest im Hof der Pankstaße waren nun Kolleg*innen, Freund*innen, Partner und Unterstützer eingeladen. Standortleiterin Katja Egetenmeier bedankte sich bei Mitarbeitenden wie Weggefährt*innen für „30 Jahre voll Hingabe, Engagement und unermüdlicher Arbeit, um unseren Klient*innen eine Stimme und Perspektive zu geben – und hier einen Ort der Hoffnung, der Unterstützung und des Miteinanders, an dem Menschen in Würde leben können.“ Besonders hob sie Christian Thomes hervor, der die Pankstraße schon damals prägte und auch heute wieder als Geschäftsführer aktiv ist, aber auch wichtige ZIK-Mitstreiter, die schon von uns gegangen sind: Martin Hilckmann und Robert Kliem.
Grußworte gab es auch im Namen der Klient*innen: Bewohnersprecherin Sarah, die seit zwei Jahren in der Pankstraße unterstützt wird, bedankte sich für die Begleitung auf dem Weg zu sich selbst, für die Entfaltungsmöglichkeiten und neue Lebensperspektiven, für die herzliche Atmosphäre und – ganz wichtig – „das Gefühl, nicht alleine zu sein“. Sarah ist eine von sogar drei Sprecher*innen in der Pankstraße, was es nicht an jedem Standort gibt: ein Beleg für die Pankstraße, wie vorbildhaft man hier seit vielen Jahren Partizipation gestaltet.
Auch Carsten Spallek, Bezirksstadtrat für Soziales, besuchte das Geburtstagsfest der Pankstraße. Er beglückwünschte das Team und die Bewohner*innen zu all dem, was hier über die Jahrzehnte entstanden ist und bot ein offenes Ohr für Ideen und Vorschläge dafür, wie die Pankstraße und die Unterstützung für Menschen in Berlin verbessert werden können.
Schließlich erinnerte auch Geschäftsführer Christan Thomes an die Geschichte des ZIK-Standorts Pankstraße, die „seit Anbeginn eng mit dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Berlin verknüpft ist. Dieser kaufte das Haus damals, um es ZIK dauerhaft für seine Arbeit zur Verfügung zu stellen.“ Kaum jemand steht so sehr für diese Verbindung wie Heike Drees, Referentin für Suchthilfe, Gesundheit und HIV/Aids der Parität. „Sie war schon zum 10-jährigen, zum 20-jährigen und nun zum 30-jährigen Jubiläum zu Gast in der Pankstraße. Wir freuen uns schon, sie auch zu den folgenden Jubiläen begrüßen zu dürfen“, so Geschäftsführer Thomes. Die Verbindung zur Parität bleibt auch in Zukunft eng, so sind schon Umbau und Modernisierung der Pankstraße beschlossen.
Christian Thomes bedankte sich auch bei dem tollen Team, das immer eine offene Tür für Menschen in schwierigen Lebenslagen bietet. Er erinnerte daran, dass vor 30 Jahren niemand dem Projekt Pankstraße mehr als ein halbes Jahr geben wollte: „Der Drogen akzeptierende Ansatz in der Arbeit mit Suchterkrankten, der hier praktiziert wird, war damals völlig neu – für viele unvorstellbar, dass er funktionieren könnte. 30 Jahre später stehen wir hier und feiern. In den 30 Jahren hat sich die Hauptzielgruppe der Pankstraße immer wieder verändert, von HIV zu Hepatitis zu chronischen und psychiatrischen Erkrankungen.
Nach all den gutgelaunten Ansprachen wurde das Buffet eröffnet und eine eigens gebackene Torte angeschnitten. Die Gäste feierten anschließend gemeinsam im Hof – das konnte auch das windige Wetter nicht verhindern.
Alle ZIK-Klient*innen der Pankstraße wohnen in 2er- oder 3er-Wohngemeinschaften. Zusätzlich betreut das Team Menschen sowohl in Trägerwohnungen als auch im eigenen Wohnraum. Die Betreuungsdauer hängt dabei ganz vom Bedarf der Klient*innen ab, manche haben bereits seit vielen Jahren in der Pankstraße ein Zuhause. Im Betreuten Wohnen ist rund um die Uhr jemand aus dem Team als Ansprechpartnerin da.
Aktuell gibt es regelmäßige Gruppenangebote wie eine Back- und Kochgruppe und eine Sportgruppe, Gesundheitsangebote und monatliche Freizeitangebote. Der schöne Garten lädt die Bewohner*innen ein, sich im Freien zu betätigen. Einmal im Jahr organisiert das Team auch eine Klient*innenreise.
04.11.2024
Dokumentarfilm „Hausnummer Null“ mit Happy End im ZIK-Standort Pankstraße
Die Regisseurin Lilith Kugler hat drei Jahre lang den heroinabhängigen Chris auf seinem Weg begleitet. Entstanden ist ein sensibler Film über das Leben auf der Straße – und ein lebendiges Zeugnis für die Arbeit von ZIK. Bei den Kolleg*innen der Standorte in der Pankstraße und der Reuterstraße finden die beiden Protagonisten noch heute professionelle Begleitung.
Jan Sebening vom DOK.fest München beschreibt den Film so: „Chris lebt in einer S-Bahn-Unterführung. Er braucht seine Drogen, um irgendwie durch den Tag zu kommen und der harte Berliner Winter steht vor der Haustür. Aber da gibt es auch die Nachbarschaft, die hilft, wo sie kann und da ist Alex, sein Kumpel. Als es Chris plötzlich schlechter geht und er nur knapp dem Tod entkommt, löst sich etwas in ihm. Tun sich jetzt tatsächlich neue Chancen für ihn auf? Ganz im Gegensatz zu all den Reportagen, die ausschließlich thematisch über Obdachlosigkeit und Drogensucht berichten, entführt HAUSNUMMER NULL uns in ein geradezu dystopisches Berlin. Der Film findet grandiose Bilder für Chris’ Welt und zeichnet ein ergreifend intensives, rückhaltlos offenes Porträt eines Mannes, der sich trotz allem nicht so leicht unterkriegen lässt.“
Was uns sehr viel Freude bereitet: ZIK konnte tatsächlich einen Beitrag leisten, damit die beiden Hauptdarsteller des Films ein Zuhause und professionelle Unterstützung finden. Der Film zeigt, wie Chris‘ Jahre der Obdachlosigkeit im ZIK-Standort Pankstraße ein Ende finden. Sein Kumpel Alex findet unterdessen am ZIK-Standort Reuterstraße ein neues Zuhause, und die beiden leben nach wie vor dort.
Mit seiner Einfühlsamkeit gibt der Film Einblick in das Leben marginalisierter Menschen in Berlin. Aktuell ist er kostenlos in der ZDF Mediathek zu sehen.
Zum Trailer >> http://www.hausnummernull.de/
05.11.2024
Berliner Konferenz zum Kampf gegen Aids: Netzwerk etabliert neue Koordinierungsstelle
Die ghanaische Sängerin Angel Maxine mit Teilnehmenden des FTC Summit 2024
Die Stadt Berlin trat 2016 einem ambitionierten Netzwerk bei, der Fast-Track Cities Initiative. Das erklärte Ziel ist es, die Aids-Epidemie in Städten bis 2030 zu beenden. Dafür hat sich das Netzwerk mit dem jährlichen Summit als Plattform für den Austausch von Expert*innen im deutschsprachigen Raum fest etabliert. Ende September fand es wieder in Berlin statt.
Im Rahmen eines Austauschs zwischen den deutschsprachigen Cities Bochum, Frankfurt/Main und Wien präsentierte auch ZIK-Mitarbeiter Felix Gallé Einblicke in die Arbeit mit Menschen mit HIV, die natürlich auch ohne Krankenversicherung oder Papiere Unterstützung brauchen. Er berichtete über Erfahrungen in der Frage nach den Grenzen in der Arbeit mit Menschen in prekären Lebenssituationen und wie wir sie vielleicht auch überwinden können.
ZIK-Mitarbeiter Felix Gallé berichtete über die Begleitung von Menschen mit HIV
Prävention für und Versorgung von Unversicherten, von Menschen aus vulnerablen Gruppen und in prekären Lebenssituationen war nämlich einer der Schwerpunkte des diesjährigen FTCS 2024. Das System kommt immer wieder an Grenzen in der Arbeit mit diesem Personenkreis, und das gilt für HIV, für Hepatitis und für Tuberkulose. Das Land Berlin wird seine Ziele in der Bekämpfung von Infektionen der sexuellen Gesundheit nur erreichen, wenn es gelingt, diesen Personenkreis besser zu versorgen als bisher.
Was tun gegen den Rechtsruck, zunehmendem Rassismus und Homophobie und die extremen Verschiebungen im gesellschaftlichen und politischen System? Für diesen zweiten Schwerpunkt waren Gäste aus Uganda und Ghana eingeladen, und in einem zweiten Teil auch aus Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt – also Bundesländer, in denen rechtsextreme Parteien in den vergangenen Jahren besonders erfolgreich waren. Dabei gin es, Gefühle der Angst und Ratlosigkeit zu überwinden, politisch aktiv und sichtbar zu sein, Haltung zu zeigen, aber auch Bündnisse zu schließen und Beziehungen mit Gleichgesinnten zu pflegen.
Beim Fast Track City Summit gab es aber auch Grund zu feiern: Der langjährige bisher zuständige Mitarbeiter für den Bereich HIV/Aids in der Senatsverwaltung für Gesundheit, Herbert Backes, und der Mediziner und ehemalige Chefarzt der Aids-Station im Auguste-Viktoria-Krankenhaus, Keikawus Arastéh, erhielten den RED AWARD für ihr herausragendes Engagement im Kampf gegen Aids. Bewegenden Laudationen kamen u.a. vom ehemaligen Berliner Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit.
Die ghanaische Sängerin und Trans-Aktivistin Angel Maxine begeisterte das Publikum mit mehreren kreativen Beiträgen, u.a. ihrem Empowerment- und Solidaritäts-Song „Speak up – rise up – show them – protest – boo them“.
Am 1.12. nahm die neue Kollegin Nadja Zillken bei ZIK ihre Arbeit auf. Sie ist nun zuständig für die Koordination des Netzwerks. Dass diese Stelle geschaffen werden konnte, ist in Zeiten von Kürzungen ein großer Erfolg.
15.11.2024
Bewohner*innen und Team der R96 gedenken der Opfer der Nazis
Erwin Nobst wurde 1940 im Rahmen der sogenannten Aktion T4 von den Nazis ermordet. Er lebte in der Reichenberger Straße 96, wo sich heute die R96 – betreutes Einzel- und Gemeinschaftswohnen von ZIK – befindet.
Am 2. Juli 1907 wurde Erwin Nobst in Berlin geboren, er lebte mit seiner Mutter in der Reichenberger Straße. Da seine geschiedenen Eltern kein Geld für seine Ausbildung aufbringen konnten, verdiente er sein Geld als „Arbeitsbursche“ (ungelernter Arbeiter). Er verlor seine Arbeit auf dem Bau, da er an epileptischen Anfällen litt und damit „auffällig“ wurde. Erwin Nobst wurde Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“ und Zwangssterilisierung. Im März 1935 wurde er im Krankenhaus Neukölln zwangssterilisiert, am 23.11.1938 in die "Städtische Heil-und Pflegeanstalt Wuhlgarten" eingewiesen. Von dort wurde Erwin Nobst am 06.09.1939 in die „Heil- und Pflegeanstalt Neuruppin“ verlegt. Am 17.10.1940 wurde er von Neuruppin in die T4-Tötungsanstalt Brandenburg/Havel gebracht und dort ermordet.
Als Tarnbezeichnung für den Mord an Tausenden von Kranken wurde die Bezeichnung „Aktion T4“ gewählt. T4 stand für Tiergartenstraße 4 in Berlin, dort wurde die massenhafte Tötung von Kindern und Erwachsenen mit Beeinträchtigungen beschlossen und organisiert. Ab Oktober 1939 fielen der Aktion T4 120.000 Menschen zum Opfer.
Heute erinnert ein Stolperstein vor der Reichenberger Straße 96 an Erwin Nobst. Im Rahmen der Aktion „Stolperstein putzen“ organisierten Team und Klient*innen der R96 am Wochenende, an dem sich die Novemberpogrome jährten, die Reinigung des Stolpersteins für Erwin Nobst sowie das Aufstellen einer Kerze. Zudem wurden biografische Informationen zu Erwin Nobst hinterlegt, um an sein Leben und Schicksal zu erinnern. Ein schöner Gedanke wenigstens, dass die heutigen Bewohner*innen in der Reichenberger Straße 96 Wohnraum, Würde und respektvolle Unterstützung erhalten. Damit dass so bleibt, müssen wir alle wachsam bleiben. Diskriminierung und Ablehnung von Minderheiten müssen wir auch heute entschlossen bekämpfen.
Einen Tag zuvor fand in Zusammenarbeit mit der Tiergarten 4 Association e.V. ein Vortrag statt. Referent Roberto Pantaleo, Mitarbeiter der T4 Association, der sich bereits intensiv mit der Geschichte der Wiesenstraße und der Perleberger Straße 27 beschäftigt hat, hielt einen Vortrag zum Thema „Kontrolle durch Ausgrenzung – Sozialarbeit im Nationalsozialismus“.
Quelle: Stolpersteine Berlin
Bewohner und der Therapiehund Kalle wahren das Andenken an Erwin Nobst
02.12.2024
Kundgebung gegen Kürzungen im sozialen Bereich in Berlin
Die geplanten Kürzungen im Haushalt des Landes Berlin gefährden essenzielle soziale Angebote und Strukturen, die für eine solidarische Stadt unverzichtbar sind. Unter dem Motto „Kürzungen im sozialen Bereich gefährden uns alle – Freie Träger sind #wichtigeralsdudenkst“ organisieren die Wohlfahrtsverbände eine Großkundgebung, zu deren Teilnahme wir ebenfalls aufrufen.
Mit dem aktuellen Senatsbeschluss steht fest: Dieser Haushalt ist ein drastischer Einschnitt in die Sozialstruktur Berlins. Jetzt, da die Zahlen vorliegen, sehen wir: Die freien Einrichtungen, Initiativen und Projekte in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Jugend und Soziales stehen vor einer teilweise dramatischen Situation. Es lässt sich nicht schönreden, wenn zentrale vorbeugende Maßnahmen des „Jugendgewaltgipfels“ gecancelt werden und die Jugendhilfe gekürzt wird. Es lässt sich nicht schönreden, wenn keine Tariferhöhungen refinanziert werden und so das stille Austrocknen des Berliner Sozialgefüges droht. Die Konkretisierung pauschaler Kürzungen zeigt sich in den nächsten Wochen.
Für viele Träger ist es völlig unklar, welche Angebote sie noch aufrechterhalten können. Dieser Unzufriedenheit machen wir alle gemeinsam Luft und rufen dem Senat und den Abgeordneten zu: Die Freien Träger sind #wichtigeralsdudenkst!
Bitte merken Sie sich diese Großkundgebung vor, bei der vier Wohlfahrtsverbände mit starken Partnern für die Sicherung des Sozialen Berlins laut werden.
Großkundgebung: Kürzungen im sozialen Bereich gefährden uns alle – Freie Träger sind #wichtigeralsdudenkst
Termin: Freitag, 5. Dezember 2024, 13.00 Uhr – 15.00 Uhr
Ort: Vor dem Abgeordnetenhaus Berlin
Wir freuen uns über jede*n Unterstützer*in und hoffen auf eine starke Beteiligung.
Abschließend möchten wir uns herzlich bei der Stiftung Leben mit HIV und Aids (LHA) bedanken, die unsere Arbeit auch im Jahr 2024 bei verschiedenen investiven Maßnahmen unterstützt hat. Dabei standen erneut Küchen im Fokus, die unsere neuen Trägerwohnungen zu einem echten Zuhause für unsere Klient*innen gemacht haben. In dem 2024 fertiggestellten Neubau einer Genossenschaft in Schöneberg wurden allein sieben Apartments mit Küchen ausgestattet.
Der Klimawandel stellt auch soziale Träger vor zunehmende Herausforderungen. Hier beeinträchtigt vor allem die direkte Sonneneinstrahlung und damit verbundene Hitzeentwicklung das Arbeitsleben der Mitarbeitenden und die Wohnqualität der Leistungsberechtigten. Daher hat uns die Stiftung LHA am Standort Reichenberger 129 bei der Verschattung von Büros und Apartments finanziell unterstützt. Hier werden in den kommenden Jahren erhebliche Kosten auf die sozialen Träger zukommen, damit sie den Immobilienbestand klimaresilient weiterentwickeln können. Entsprechende Förderprogramme sind hier dringend notwendig.
Herzlichen Dank!
Einblicke in die Ereignisse des Jahres 2023
Einblicke in die Ereignisse des Jahres 2022
Einblicke in die Ereignisse des Jahres 2021
Einblicke in die Ereignisse des Jahres 2020
ZIK ist auch in 2019 weiter gewachsen – unsere Einblicke in die Ereignisse des Jahres 2019
ZIK ist auch in 2018 weiter gewachsen – unsere Einblicke in die Ereignisse des Jahres 2018
ZIK ist auch in 2017 weiter gewachsen und freute sich über das Jubiläum der Stiftung „Leben mit HIV und Aids“ und deren nachhaltige Unterstützung .
ZIK ist auch in 2016 weiter gewachsen: mehr Aufgaben, mehr Menschen und zwei neue Standorte, die ihre Aufbauphase erfolgreich bewältigt haben.
ZIK ist 2015 weiter gewachsen: mehr Aufgaben, mehr Menschen, mehr Standorte, eine neue Leitung – und eine große Baustelle.